Alles begann mit einer Werbeanzeige: Die UBS startete eine Kampagne, die ihre Manager:innen mit Sonnenbrillen bei der Feier eines besonderen Ereignisses zeigte. Bei CH Media («Solothurner Zeitung», «Luzerner Zeitung», «Watson» etc.), der viertgrössten Mediengruppe der Schweiz, liess sich ein Journalist davon zu einer Glosse hinreissen. Ihr Titel: «Bonzen, Böötli und Berge». In der UBS-Werbekampagne werde eine Schweiz abgebildet, wo all die Steuerzahlenden fehlten, welche die UBS bereits einmal gerettet hätten (2008), und die ihr nun das Jahrhundertgeschäft – die Übernahme der Credit Suisse – ermöglichten.
UBS ist wichtiger Kunde
Knapp eine Woche nach der Veröffentlichung des Textes wunderte sich das Onlinemagazin «tippinpoint.», weshalb der Artikel online bereits wieder verschwunden war. Das Onlinemagazin vermutet, dass die UBS beim Medienkonzern CH Media interveniert habe, um den Artikel zu entfernen. Nach einem Telefongespräch soll dieser gelöscht worden sein. Die UBS ist ein guter Kunde von CH Media. Jährlich schaltet die Megabank bei den Titeln des Medienunternehmens Werbung im Wert von mehreren hunderttausend Franken.
CH Media bestätigt die Löschung des Artikels gegenüber «tippinpoint.», dementiert jedoch, dass es Druck seitens der UBS gegeben habe. Gemäss CH Media war es die Entscheidung des Chefredaktors den Artikel vom Netz zu nehmen. Ungewöhnlich ist dies jedoch allemal, denn Artikel werden in der Regel nicht grundlos gelöscht. Meist geschieht dies, wenn rechtliche Konsequenzen drohen oder ein Text offensichtliche Falschinformationen enthält.
Spardruck bei den Redaktionen
Der finanzielle Druck bei den Schweizer Medienhäusern ist nach wie vor hoch. Erst im vergangenen November kündigte CH Media den Abbau von 150 Stellen an. Grosse Werbekunden sind deshalb umso wichtiger. Die Verlage können es sich nicht leisten, diese zu vergraulen – und das könnte Konsequenzen für die publizistische Unabhängigkeit haben.