Viele Menschen in der Schweiz wissen bereits jetzt nicht mehr, wie sie am Ende des Monats ihre Rechnungen bezahlen sollen. Jetzt steigen die Krankenkassenprämien erneut – im Jahr 2024 um durchschnittlich 8,7 Prozent. Doch das müsste nicht sein. Dies zeigt ein Analysepapier der SP-Fraktionsspitze unter Samira Marti und Samuel Bendahan auf.
Unsoziale Kopfprämie
Zwischen dem Schweizer System und den Modellen in anderen europäischen bestehen grosse Unterschiede: In der EU werden im Durchschnitt 73 Prozent aller Gesundheitskosten einkommensabhängig finanziert. In der Schweiz ist es nicht einmal ein Drittel.
Hinzu kommt: In der Schweiz müssen die Versicherten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern einen deutlich grösseren Teil der Gesundheitskosten aus dem eigenen Portemonnaie bezahlen. Dies liegt am Selbstbehalt und an der hohen Franchise, für die sich viele entscheiden, um die monatlichen Prämienkosten etwas zu dämpfen.
Entlastung für fast alle
Im Gegensatz dazu steht eine einkommensabhängige Finanzierung. Damit würden 85 Prozent der Versicherten entlastet. Nur die Reichsten müssten tiefer in die Tasche greifen.
Von einem solchen Finanzierungssystem könnten insbesondere Familien profitieren. Eine Familie mit zwei Kindern und einem jährlichen Bruttoeinkommen von 140’000 Franken würde insgesamt noch 166 Franken pro Monat bezahlen. Diese Familie könnte also je nach Kanton mehr als 1000 Franken pro Monat einsparen. Und auch alleinstehende Menschen mit einem Jahreseinkommen von 90’000 Franken könnten monatlich rund die Hälfte der heutigen Durchschnittsprämie von 514.30 Franken im Monat einsparen.
Der Systemwechsel zu einkommensabhängigen Prämien ist am effektivsten, wenn zugleich andere Massnahmen zur Senkung der Gesundheitskosten ergriffen werden. Tiefere Medikamentenpreise, kostendämpfende Massnahmen in den Gesundheitsinstitutionen oder auch eine Einheitskasse würden den meisten Versicherten nochmals deutlich mehr Entlastung bringen.