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Ich wollte mich doch noch verabschieden!

von redaktion

Ein Nachruf der zu denken gibt.

mit freundlicher Genehmigung von Sonja T.mit freundlicher Genehmigung von Sonja T.

(firmenpresse) – Ich bin tot. Jetzt ist es raus. Viele haben spekuliert, geredet und recherchiert. Ja, es stimmt. Am 14.07.2021 ging die Party meines Lebens zu Ende.

Mein Leben war ein einziger Rausch.

Ich habe angefangen wie so viele. Mit einem Joint bei meinem Freund. Aus der Tüte im Bauwagen wurde die Pille auf der Technoparty, wurde das Heroin auf der AfterHour und wurde der Alkohol als Ersatzdroge. Finanziert habe ich meine Sucht mit dem Dealen. Jeder wusste, bei mir gibt es alles, was dem Süchtigen gefällt. Ich war auf jeder Party ein gern gesehener Gast. Natürlich lag es nicht immer nur an meiner Person, ich hatte was alle wollten. Drogen.

Die Musik ließ mich spüren, dass ich lebe.

Ich erinnere mich an einen Abend im Gorky Park, Neu-Ulm. Einst Rocker-Disco wurden dort plötzlich die heißesten Techno-Parties gefeiert. Ich betrat die große Tanzfläche und es ertönte von Prodigy NO GOOD. Mein Körper bebte, ich tanzte mich in Trance. Dieses Gefühl wurde natürlich durch die kleinen Pillen verstärkt. Dieses Lied löste in mir stets dieses Gefühl von Glück aus.

Ich war schon früh allein.

Obwohl ich immer viele Menschen um mich hatte, war ich doch einsam. Mit meiner Familie hatte ich keinen guten Kontakt. Was will man denn auch mit einem Junkie anfangen? Ständig auf Therapie, ständig wieder enttäuscht und belogen werden. Es war nie leicht für mich, mit dieser Ablehnung zu leben. Um diesen Frust zu überwinden nahm ich wieder Drogen. Ein Teufelskreis. Ich war gefangen in einer niemals endenden Schleife.

Die Chance habe ich nicht ergriffen.

Die Hilfe eines mir sehr wichtigen Menschen habe ich nicht angenommen, obwohl mir beide Hände gereicht wurden. Ich erhielt die Chance meines Lebens. Auf ein normales Leben. Zum ersten Mal sollte ich Verantwortung übernehmen. Für meinen Sohn und seine Mutter. Doch ich habe mich aufgegeben und resigniert. Darum gilt mein letztes Wort denen, die mir am meisten bedeutet haben.

Ich habe euch verletzt und mit euren Gefühlen gespielt. Ich war niemals pünktlich und es war mir egal, was ihr für Ratschläge übrig hattet. Ich habe lieber Party gemacht, als ruhige Familienabende. Ich gebe zu: Ich war weder ein guter Sohn, Freund, Bruder noch Vater. Ich kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Heute tut es mir weh, nur an mich gedacht zu haben. Die Zeit mit meinem Sohn habe ich sehr genossen. Ich bereue es, mich aufgegeben zu haben. Das gemeinsame Spiel, sein Lachen und seine Nähe werde ich vermissen. Und ich weiß, der kleine Mann ist wütend auf mich. Wütend, dass ich ihn und seine Mama alleine lasse. Wütend, dass ich mich nicht verabschiedet habe. Wütend, dass ich nicht auf mich aufgepasst habe. Ich habe ihm versprochen, ich lasse ihn niemals im Stich. Und dieses Versprechen habe ich gebrochen. Den einzigen Menschen, denen ich jemals wirklich etwas bedeutet habe, meine Liebe und unserem Sohn, möchte ich auf diesem Weg sagen:
Danke für die gemeinsame Zeit und den Erinnerungen daran. Es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschieden konnte. Ich bin immer bei euch. Und ich liebe euch.

So oder so ähnlich könnte ein Abschied sein.
Drogen reißen Familien auseinander und zerstören die Gesundheit. Drogen töten. Noch immer ist das vielen Konsumenten nicht bewusst. Ist man erst einmal ganz unten angekommen und hat sich aufgegeben, unterschreibt man damit automatisch sein eigenes Todesurteil. Ist es die Sehnsucht, dem ein Ende zu setzen, dass einen derart passiv werden lässt? Warum ist es so schwer, Hilfe anzunehmen und zu versuchen, sich zu retten? Was mag in den Köpfen derer vorgehen, die nur für den Augenblick leben? Ein Mensch, der geliebt wurde, der eine Aufgabe hatte, dem ein Plan in den Schoß gelegt wurde, wandte sich ab und beschloss, sein Leben so zu leben, wie es ihm gefällt. Schmerzlich ist die Erkenntnis: Er kommt niemals wieder. Diese letzten Worte schrieb ich stellvertretend aus meinen Erinnerungen, anhand von Nachrichten, Briefen und Gesprächen.
Ich wünsche Sonja und ihrem Sohn Jamie viel Kraft für diese schwere Zeit.

Zur Erinnerung an Alexander Lerch, gestorben am 14.07.2021

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Datum: 22.08.2021 – 19:29 Uhr
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Ansprechpartner: Silvia Siebler-Ferry
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Meldungsart: Interview
Versandart: Veröffentlichung
Freigabedatum: 23.08.2021

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